Rennbericht Matthes

24h Night on Bike 2017

Zum 4. mal waren wir nun in Radevormwald am Start. Damals noch unter anderem Namen und mit wechselnden Team-Konstellationen, wurden wir dieses Jahr unterstützt durch den befreundeten Gaststarter Julius Drees vom Triclub Wuppertal, der sich noch als wahrer Segen herausstellen sollte. Ansonsten waren in unserem 6er-Team Dine, Julia, Micha, Sascha und meine Wenigkeit am Start. Aprilwetter sagte die Wettervorhersage voraus. So richtig wollte sich keine Prognose festlegen ob Sonne, Regen, warm oder kalt. Am Ende war irgendwie alles vorhanden. In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde bereits unser Teamzelt ob des scheußlichen Wetters mit unwetterartigen Regenergüssen und Windböen halb dahingerafft. Während ich vom vorherigen Nachtdienst noch im Bettchen schlummerte, war so für´s Team erstmal Flicken und den Rest des Lagers aufschlagen angesagt. Julius brachte sich direkt als Feintuner ein und stimmte die Federgabeln aller Räder, unter Berücksichtigung der Streckenverhältnisse, des jeweiligen Fahrstiles und Gewichts des Fahrers ein.

Erst am Vortag das neue Mountainbike fertig gebaut, wurde es nun schon ins Auto eingeladen und erwartete seine Feuertaufe im Rennen. Nachdem ich aufstand und frühstückte startete dieses Jahr Sascha das Rennen für die Crownhill Racers. Die erste Runde ist, durch das sehr komprimierte Fahrerfeld, nochmal eine ganz besondere Herausforderung. So auch dieses Jahr.

Nach dem Fühstück kurz auf´s Handy geschaut waren dort keine guten Vorzeichen zu sehen. Was sehe ich da? Bilder von Saschas offenen Beinen und einer arg ramponierten Radhose. Sturz in der ersten Runde. Kein perfekter Start. Aber er und sein Bike blieben fahrbereit. Sascha ist auf einer Brücke kurz vor Ende der Runde, die vom ersten kleinen Schauer schon ein wenig flitschig war, beim Herausbeschleunigen einer Linkskurve das Vorderrad ausgebrochen. Betäubt vom Adrenalin schnappte er sich sein Rad und fuhr vollgas weiter. Die Schmerzen sollten erst vier Stunden später kommen.

Ins Auto gestiegen, auf dem Weg nach Rade, schaue ich in den Himmel. Die Wolken sind sehr zahlreich, dunkel und bedrohlich. Ein paar wenige Regentropfen sehe ich auf der Scheibe, doch vorerst war Ruhe… Ruhe vor dem Sturm.

Währenddessen hat Julius seine erste Runde hinter sich gebracht und Micha ist auf der Strecke. Aktuell liegen wir auf Platz 1 der 6er-Teams.

Julius und Sascha haben schon ordentliche Zeiten vorgelegt. Eine Prognose kann man aber erst grob geben, wenn alle Fahrer des Teams die Strecke durchlaufen haben.

Micha hat seine erste Runde mittlerweile auch hinter sich. Nun gibt Julia Gas.

Zum Glück kam es bis jetzt zu keinem weiteren Sturz.

In Rade angekommen gings direkt ohne erwähnenswertes Warmup los. Während Dine in den nächsten Minuten von ihrer ersten Runde zum Wechsel kommen wird werde ich noch von allen Seiten zugeballert mit aktuellen Informationen:  „Neue Streckenführung, Rampen und Kuppen, Schlamm… An der Stelle muss’e aufpassen!!!“, höre ich von den Anderen am Rande. Gibt es einen besseren Start als im Rennen in unbekanntem Terrain mit neuem Bike seine Jungfernfahrt einzuläuten?

Gegen 16 Uhr ab ins kalte Wasser und den neuen Hobel einfahren. Der Bremse war es teils zuviel. Die quittierte zwischenzeitlich fast den Dienst. Aber Bremsdruck ist auch überbewertet. Wer brauch sowas schon um Vertrauen in das neue Rad zu bekommen? Nach der ersten Runde also mit dem Auto ab nach Hause, um das Entlüftungskit zu holen. Am Ende von Runde zwei sollte sich dies als unnötig rausstellen.

Wieder in Rade angekommen ging es direkt auf meine zweite Runde. Wetter hält noch. Gegen halb neun, das letzte Tageslicht nutzend, die persönliche Bestzeit heraus- gefahren. Bremse lief plötzlich einwandfrei. Sie brauchte wohl nur etwas Eingewöhnung. Dafür war Michas Steuersatz nun fratze und knarzte wie die Holztür im Horrorfilm. Reparatur vor Ort nicht möglich. Kein Ersatzrad vor Ort.

Also Fett rein und an die Götter beten dass das Ding die Veranstaltung über hält. Während wir den Grill anschmeißen wird der Himmel allmählich grauer und dunkler. Nicht nur durch die einbrechende Nacht. Da kommt nichts Gutes auf uns zu. Muss das denn sein? Die Strecke ist schon schlammig genug.

Die Night on Bike geht in die Nacht…

Gegen 0:00 Uhr, pünktlich zu meiner 3. Runde, war dann Schluss mit Sommer. Der Beginn von 5-6 Stunden mit immer wiederkehrenden gewitterartigen Regenschauern mit schei**e viel Wasser von oben. Was nun folgte war reines Überleben in einer Schlammschlacht. Die Waldstücke wurden richtig weich, teigig, klebrig, schier ätzend.

Es lebe der 20kg Sack Grillkohle und der gute alte Grill, der unser Lager immer wieder aufheizte und der Unterkühlung durch Pi**wetter entgegenwirkte. Mit Powernapping, Dösen, vielleicht sogar sekundenweise Schlafen, warmen Tee, Kaffee, Snacks, Proteinpulver, Aminos, Kekse, Grillfleisch ging es irgendwie durch die Nacht.

Um 5:00 Uhr, wie kann es anders sein? Kurz vor meiner 4. Runde begann es erneut wie aus Kübeln an zu gießen. Sorry Leute, aber da gehe ich nicht auf die Strecke. 15 Minuten gemeinsame Pause waren auch mal schön. Das was ich vorfand war eine einzige Schlammgrube. Gleichzeitig, zusammen mit Nässe und Kälte auf der Haut, nagte das ganz schön an der Motivation. Entsprechend vernichtend war der Rundenzeiteinbruch von round about 20 Minuten mehr als Bestzeit, bei nur 12km Strecke pro Runde. Es folgte eine mental harte Zeit, die in den Gesichtern fast aller in den letzten Runden zu erkennen war.

Platzierung? Irgendwas zwischen Platz 2, 3 oder 4 in der 6er-Gesamtteamwertung. Damit schon abgeschlossen, war es in den Morgenstunden vor allem unser Gast-Support Julius, der es in bester Duracel-Häschen-Manier unermüdlich für uns rausgehauen hat, und am Ende 6 Runden mehr fuhr als jeder andere im Team. Hut ab, bei den Bedingungen diese Motivation aufzubringen. Jeder fuhr nochmal ein Ründchen am Morgen. Julius insgesamt 12 über die Dauer des Rennens.

Resultat war der 2. Platz in der 6er-Mixedwertung. Alle Achtung, respektables Ergebnis für die Crownhill Racers, mit halb abgerissenem Zelt, Nachtdienstler (und Regenmuffel) mit neuem Bike, kaputtem Steuersatz, Sturz in der ersten Runde und zwei Mädels am Start.

Danke und Chapeau an Julius, der trotz der längsten Distanz auch noch die schnellsten Runden gefahren ist. Auch Respekt an die Mädels, die diesen Krieg trotz der widrigen Bedingungen mit ausgefochten haben. Eigentlich sind ja nur Kerle so bescheuert sich so eine Tortur für bezahltes Geld freiwillig anzutun.

Radevormwald an sich hat insgesamt trotzdem mal wieder Spass gemacht. Schöne neue Strecke, allerdings nur bei Trockenheit.

Leider fehlten die Highlights der Schuldurchfahrt, der Fahrt über den Marktplatz und durch die Alm in Ispingrade aus den Vorjahren. Trotzdem wieder gut organisiert und tolle Stimmung.

Wir kommen gerne nochmal wieder zur Night on Bike 2018!